Herzlichen Glückwunsch an Dr. Oliver Fink, Gewinner des Gert-Sommer-Preises 2023!
Oliver Fink führte über drei Jahre Mixed-Methods-Feldforschung durch, um die Dynamik von Emotionen und ihren Einfluss auf Gewalt zwischen Gruppen im Israel-Palästina-Konflikt zu untersuchen. In seiner Arbeit argumentiert er, dass der prädiktive Einfluss von Emotionen auf gewalttätiges Handeln stark kontextabhängig ist. Die Arbeit enthält grundlegende Anwendungen zum Verständnis gewaltsamer Konflikteskalation, der Praxis von Konflikttransformation und des verantwortungsvollen sozialen Wandels in Gruppenkonflikten oder gespaltenen Gesellschaften.
Oliver Fink promovierte an der Universität Basel bei Laurent Goetschel und Eran Halperin (Hebrew University of Jerusalem). Als Research Fellow am Herbert C. Kelman Institute for Interactive Conflict Transformation untersucht er, wie Emotionen und soziale Kognitionen zur Mediation zwischen Gruppen beitragen, indem er computerunterstützte Sprachverarbeitung mit qualitativen Methoden kombiniert. Seine Forschung wird durch ein SNF Postdoc Mobility Fellowship unterstützt.
Und ebenso herzlichen Glückwunsch an Kristine Andra Avram (Honorable Mention für ihre Dissertation an der Philipps-Universität Marburg)!
Kristine Andra Avram geht in ihrer Dissertation mit dem Titel „Responsibility: A Kaleidoscopic View“ der Frage nach, wie Gesellschaften mit der Frage nach Verantwortung im Kontext von (vergangener) kollektiver Gewalt und Repression umgehen. Hierzu konzeptualisiert sie Verantwortungszuschreibungen zunächst als erzählerische Praxis, was sie anschließend anhand einer vertieften Einzelfallstudie in Rumänien empirisch untersucht. Konkret untersucht sie, wie die staatliche Repression während der kommunistischen Diktatur sowie die Gewalt während der Dezemberereignisse 1989 von verschiedenen Akteuren, die sich in ihrer Position und ihrem Verhältnis zur Gewalt unterscheiden, dargestellt und gedeutet werden. Sie stellt die Erzählungen und Verantwortungszuschreibungen der Akteursgruppen in insgesamt vier empirischen Fallstudien vor. Zusammengenommen bieten diese eine systematische und umfassende Untersuchung von Verantwortungszuschreibungen als erzählerische Praxis und liefern Erkenntnisse dazu, welches Verständnis von Verantwortung im und durch das Erzählen von Geschichten artikuliert wird, warum Menschen und Gerichte Verantwortung narrativ auf eine bestimmte Art und Weise zuschreiben und wie sich diese Zuschreibungen innerhalb und zwischen Akteursgruppen unterscheiden oder überschneiden. Aus Verknüpfung der konzeptionellen und empirischen Untersuchung entfaltet sie schließlich die kaleidoskopische Sichtweise auf Verantwortung, welche die Komplexität, Ambiguität und Funktionalität von Verantwortungspraktiken betont.